Grillen chillen: Darum entspannt Grillenzirpen so gut

Jeden Tag stürmen unzählige Reize auf uns ein. Gerade in urbanen Räumen sind wir dadurch oft unter massiven Stress gesetzt. Wir befinden uns in einem ständigen Alarm-Zustand, um jederzeit so schnell wie möglich reagieren zu können. Dieser Zustand hat unserer Spezies das Überleben gesichert. Denn er rettete unsere Vorfahren vor wilden Tieren oder kriegerisch gesinnten Artgenossen. Was kurzzeitig ein Segen ist, wird zum Fluch, sobald wir uns in einem nie enden wollenden Alarmzustand befinden.

Bei der Studie The sounds of safety: Stress and danger in music perception fanden die Wissenschaftler Thomas Schäfer, David Huron und Daniel Shanahan heraus, dass Zirpen von Grillen und Grashüpfern ein Gefühl von Sicherheit in uns erzeugt. Die Erklärung für diesen erstaunlichen Effekt ist, dass wir dank des Zirpens die Situation und den Ort als gefahrlos einschätzen. Das Zirpen dient uns als Zeichen zur Entspannung. Jetzt können wir unsere Aufmerksamkeit den Dingen zuwenden, die uns wichtig sind. Unser Hörsinn ist nicht mehr länger damit beschäftigt, jede Sekunde in der Umgebung Gefahren zu orten, er ist nicht mehr länger im Fight-Flight-Freeze-Modus, der uns auf Dauer alles andere als guttut.

 

Stressig: Unser Fight-Flight-Freeze-Modus

Der Fight-Flight-Freeze-Modus geht auf ein Modell des Psychologen Walter Cannon zurück. Bei seinen Studien untersuchte er die Reaktionen in Gefahrensituationen und entwickelte den Begriff Fight and Flight. Er fand heraus, dass unser Körper, sobald wir uns in Gefahr wähnen, schlagartig Adrenalin freisetzt, was eine massive Steigerung des Herzschlags, der Körperkraft und der Atemfrequenz bewirkt. Dieser Adrenalinstoß hilft uns zu entscheiden, ob wir uns der Gefahr stellen oder fliehen. Jeffrey Alan Gray erweiterte das Fight-Flight-Modell um das Wort Freeze. Die Furcht ist so groß, dass man sich „unsichtbar machen will“, indem man buchstäblich freezed und hofft, so der Gefahr zu entgehen.

 

Beruhigend: Unser Rest-and-Digest-Modus

Ein permanenter Fight-Flight-Freeze-Modus ist ungesund. Wir brauchen längere Erholungsphasen, in denen wir uns entspannen können. Die massiv steigende Nachfrage nach Wellnessangeboten und der Wunsch, einfach mal gar nichts tun zu müssen, sind eine natürliche Reaktion auf den stressigen Alltag. Der Rest-and-Digest-Modus lässt uns wieder zur Ruhe kommen. Und er bewirkt Erstaunliches für den Körper: Der Herzschlag wird langsamer, wir atmen entspannter, der Magen kann die lebenswichtigen Inhaltsstoffe der Nahrung besser verarbeiten, denn in Ruhe wird auch unsere Verdauung angekurbelt. Mal ganz davon abgesehen, dass wir in ruhigen Phasen auch bewusster und gesünder essen können.

Beim Hören von Grillenzirpen können wir uns erholen: Das fanden Aníbald JS Ferreira, Marco Oliveira, João Silva und Vitor Almeida in einer Untersuchung heraus. Sie konnten nachweisen, dass sich unsere kognitive Leistungsfähigkeit verbessert, sobald wir den natürlichen Klängen von Grillenzirpen lauschen. Wir können uns besser konzentrieren. Das bestätigt auch die Arbeit von Stephen C. van Hedger, Howard C. Nusbaum, Luke Clohisy, Susanne M. Jaeggi, Martin Buschkuehl und Marc G. Bernan: In ihrer Studie Of cricket chirps and car horns bewiesen sie, dass sich unser endogenes Aufmerksamkeitssystem durch das Zirpen von Grillen entspannt und sich dadurch unsere Konzentration erhöht. Vereinfacht gesagt: Wir müssen uns nicht mehr darauf konzentrieren, ob uns von irgendwoher eine Gefahr droht, sondern wir können uns nun darauf konzentrieren, was wir eigentlich gern tun möchten. So wird Zirpen zum Zeichen für Quality time. Das ist sicher auch einer der Gründe, wieso das Zirpen von Grillen in vielen Kulturen als positiv bewertet wird und man damit weltweit ein Gefühl der Entspannung verbindet. Mit der Zirpybox kann man die beruhigende Wirkung des Grillenzirpens immer dann genießen, wenn man es will.